Die Verschotterung der Vorgärten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Der vermeintlich pflegeleichte Vorgarten in Form eines Schotterbetts, mit ein paar Steinfiguren und einer zentralen Topfpflanze als Pseudogrün, ist ökologisch eine Katastrophe. Der Landkreis Aschaffenburg hat mit seiner diesjährigen Aktion „AB in die Natur 2022″ dem Schottergarten den Kampf angesagt.
Schotter, Kies und ein Formgehölz
So sieht für manchen der perfekte Garten aus, es soll pflegeleicht sein, schön anzusehen und nach Möglichkeit kaum Arbeit verursachen. Eine aus heutiger Sicht durchaus verständliche Sicht. Flexible Arbeitszeiten, ein verändertes Freizeitverhalten lassen für einen attraktive und ökologische Vorgartengestaltung wenig Raum. Allerdings trügt der Blick ins Prospekt des Gartengestalters, auch Schottergärten verunkrauten. Im Laufe der Zeit ist viel Pflege notwendig, sonst holt sich die Natur die Schotterfläche zurück.
Kommunen verbieten Schottergärten
Immer mehr Kommunen verbieten die Schottergärten. In einer Novelle der bayerischen Bauordnung, die am 1. Februar 2021 in Kraft getreten ist, sollen bayerische Gemeinden noch mehr Handlungsspielraum bekommen. In den bayerischen Städten Erlangen und Würzburg ist es seit 2020 verboten, bei Neu- und Umbauten Schottergärten anzulegen. Weitere Bundesländer, Landkreise und Gemeinden haben ebenfalls Schottergärten verboten oder planen ein Verbot.
Das spricht gegen Schottervorgärten
- Echte Wüsten gelten als lebendiger als künstlich angelegte Schottervorgärten. Der Mix aus Blumen und Grünpflanzen ist für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge lebenswichtig. Für Vögel ist ein Vorgarten Nahrungsquelle und zugleich Nistraum. Schottergärten sind biologisch tot und bieten weder Insekten noch Vögeln einen artgerechten Lebensraum. Schottergärten wirken im Verbund mit grünen Vorgärten wie ein Todesstreifen.
- Die mit Kies oder Schotter verschlossen Erde lässt kaum Wasser durch. Oftmals stark verdichtet, hilft auch ein wasserundurchlässiges Unkrautvlies nicht. Es bildet sich Staunässe und Moos setzt sich auf dem Schotter ab. Bei stärkerem Regen kann ein Schottervorgarten sogar den Keller überschwemmen, da er das Wasser nicht aufnehmen kann.
- Schottergärten gelten als pflegeleicht, das sind sie aber meist nur im ersten Jahr, Herbstlaub, Blütenblätter, aber auch Staub aus der Landwirtschaft oder dem Straßenverkehr fallen zwischen den Schotter oder den Kies. Ein Abkehren oder Zusammenfegen ist nicht möglich. Da hilft es nur, mit einem Laubbläser die Nachbarschaft zu beglücken, um den Schotter zu befreien. Aber auch der Laubbläser verhindert nicht, dass sich ein brauchbares Substrat für Unkräuter bildet und die Verunkrautung beginnt. Wer jetzt auf den Knien zwischen den spitzen Schottersteinen Unkraut zupft, mag vielleicht darüber nachdenken, wie angenehm das Durchhacken eines begrünten Vorgartens sein kann.
- Schottergärten haben eine schlechte Ökobilanz, bei dem Abbau des Gesteins, der Zerkleinerung und des Transports fällt viel CO₂ an. Das Kleinklima wird durch Schottervorgärten gestört. Die Steine heizen sich stark in der Sonne auf und das Formgehölz kämpft ums überleben. In der Nacht geben die Steine die Wärme wieder ab und heizen die Umgebung auf. Ein grüner Vorgarten hat eine Temperatur- und Feuchtigkeit ausgleichende Wirkung und nimmt viel Kohlendioxid aus der Luft auf.
Entsiegelung von Flächen
Mit diesem Ziel ruft der Landkreis Aschaffenburg zur Teilnahme am diesjährigen Vorgarten-Wettbewerb auf. Teilnehmen können in diesem alle Bürgerinnen und Bürger sowie Vereine, Unternehmen und Gemeinden aus dem Landkreis Aschaffenburg. Das entsiegeln von Flächen und die Umgestaltung der Schottervorgärten ist der zentrale Gedanke bei dem Wettbewerb in diesem Jahr.
Wer den Vorgarten oder Balkon, das Dach oder die Fassade grün, ökologisch wertvoll und möglichst naturnah (um)gestaltet, ist herzlich zu dem diesjährigen Wettbewerb eingeladen.
Mit diesem landkreisweiten Wettbewerb schaffen wir Anreize, versiegelte Flächen wie Schottergärten wieder zu begrünen. Durch diesen aktiven Beitrag zum Klima- und Umweltschutz gibt es neben einem Zuschuss für die Herstellungskosten auch die alltägliche Freude an der eigens erstellten grünen Oase zu gewinnen
Unterstreicht Landrat Dr. Alexander Legler
Die Teilnahmephase beginnt zum 1. April 2022 und endet zum 31. August 2022.
Für eine Teilnahme muss noch der Bewerbungsbogen ausgefüllt und mit aussagekräftigen Fotos eingereicht werden. Möglich ist das über das Online-Formular unter www.regionale-identitaet-ab.de > „AB in die Natur“.
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@redaktion Schaut fast so aus wie die Bilder von meinen Modellbahn-Gleisen… 😁
Ja, da hast du nicht unrecht. So mancher Schotter im Vorgarten sieht aus als kommt er direkt von der Bahn.