Das 9-Euro-Ticket gilt bei vielen als Klimaticket. Doch es ist viel mehr. Wir werfen einen anderen Blick auf die Möglichkeiten, die das 9-Euro-Ticket bietet und warum es nicht nur auf die 3 Monate beschränkt sein darf.
Das große Chaos bleibt aus
Auch wenn durch die teilweise reißerischen Artikel der etablierten Presse ein anderes Bild gezeichnet wird. Das große Chaos ist ausgeblieben. So gab es keine Punker Chaostage auf Sylt, kein Anrennen auf Neuschwanstein und keine Prügeleien im Zug. Die Bahn selbst bestätigt Pöbeleien gegen ihr Personal, aber es wurden keine Tätlichkeiten gemeldet. Was es gab, waren sehr volle Züge. Pfingsten ist, neben Ostern, dem Sommer und Weihnachten schon immer eine starke Reisezeit, auch bei der Bahn. Vor Corona waren die Züge zu Pfingsten auch voll, Fahrräder konnten mitunter ebenso nicht mitgenommen werden. Zur diesjährigen Pfingstreisezeit kommt noch die erhöhte Reiselust nach den Corona-Einschränkungen dazu.
Mobilität ist eine Frage des Geldes
Der öffentliche Nahverkehr, aber auch der Fernverkehr, ist eine Frage des Geldes. Aber auch der Lebensumstände und es Wohnortes. Immer mehr Forschende sehen den öffentlichen Verkehr als das Verkehrsmittel für Privilegierte. Wer sich die Fahrpreisstruktur im Landkreis und in der Stadt Aschaffenburg ansieht, stellt schnell fest, dass bereits 2 oder 3 Fahrten mit Bus und Bahn genügen können, um die 9 Euro zu erreichen. Hier beginnt das eigentliche Dilemma. Als Schüler mal schnell „mit Bus“ nach Aschaffenburg oder als Niedriglohn Beziehende zur Arbeit. Für fast ein Drittel der Bevölkerung ist Mobilität nur sehr einschränkt möglich und sehr teuer.
Klimaziele sind nicht alles
Sehr oft wird Zugfahren und der ÖPNV als klimapolitische Notwendigkeit diskutiert. Das ist richtig und wichtig. Zu kurz kommt aber die soziale Komponente. Schnell wird klar, Bahnfahren ist das Privileg jener, die nicht aufs Geld schauen müssen. Hier stellt sich schnell das Grüne Gewissen ein. Für andere ist der ÖPNV eine schlichte Notwendigkeit und nahm, bis zum 9-Euro-Ticket, einen nicht unerheblich Teil des verfügbaren Einkommens ein. Das 9-Euro-Ticket ist der gerechte Zugang zu Mobilität für alle.
Kommunen für langfristige günstige Preise
Die Kommunen haben das Dilemma des teuren Nahverkehrs erkannt und sprechen sich gegen einen kurzen 9 Euro Sommer aus.
Wir brauchen keinen kurzen ÖPNV-Sommer, sondern ein flächendeckendes ÖPNV-Land. Deshalb müssen wir darüber nachdenken, perspektivisch ein bundesweit gültiges, einheitliches und vergünstigtes Ticket folgen zu lassen.
Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, im „Handelsblatt“
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