Obernauer Kolonie, Dankwartstraße (Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, MTS Sammlung Röser)Obernauer Kolonie, Dankwartstraße (Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, MTS Sammlung Röser)
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Vor 100 Jahren: Das Leben in Franken und Aschaffenburg

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Um 1920 war das Leben in Franken durch den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen geprägt. Das politische Leben, das eigene Tun sowie das Denken eines jeden Bürger war von den Gegensätzen dieser Zeit geprägt. In der Kunst und der Kultur spiegelt sich der innere Zwiespalt und wird auch nach Außen sichtbar. Eine Ausstellung vom 2. Juli bis 19. August im Stadt- und Stiftsarchiv, Schönborner Hof, wirft Schlaglichter auf diese Zeit nach dem Ersten Weltkrieg.

Gründung des Frankenbundes

In Zeiten von Unsicherheit sowie der Sehnsucht nach Normalität wurde am 11. Oktober 1920 in Würzburg der Frankenbund gegründet. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums und zum Verstehen dieses Gründungsvorgangs hat der Frankenbund mit regionalen Ergänzungen des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg die Ausstellung erstellt. Besonderes aus dem kulturellen Leben stellen in Abhängigkeit zur politischen Situation und sozialen Lage die Zeit vor hundert Jahren dar. Die szenischen Darstellungen, Abbildungen und Texte aus den Bereichen Theater, Lyrik, Literatur, Musik, bildende Kunst, Architektur und Kleidung geben einen kleinen Einblick in das fränkische Alltagsleben.

Wanderausstellung mit lokalen Aspekten

Die von Evelyn Gillmeister-Geisenhof kuratierte Wanderausstellung, präsentiert sich in Aschaffenburg mit ergänzenden lokalen Aspekten. Auch stellt ein neues Thema in bildnerischen Umsetzungen den Pazifismus in der fränkischen Literatur im Zusammenhang mit den Grausamkeiten des Ersten Weltkriegs dar. Als Vorbilder dienten die Erzählungen „Der Mensch ist gut“ von Leonhard Frank aus Würzburg, das Versspiel „Kreuzabnahme“ von Karl Bröger aus Nürnberg, das Bühnenstück „Der Totentanz 1921“ von Leo Weismantel in dieser Zeit in Marktbreit und die Passion „Das letzte Gericht“ von Julius Maria Becker aus Aschaffenburg.

Lebenssituation authentische dargestellt

Durch den gezielten Einsatz von Raummodule vergegenwärtigen vor allem die nachgestellten Ereignisse, Aufführungen, Vorlagen aus Literatur, Zeitungsartikeln und Archivalien die authentische Lebenssituation der fränkischen Bevölkerung um 1920. Die meisten kulturellen Darbietungen fanden in den größeren Städten Frankens statt und verbreiteten sich von dort oft zögerlich in die Kleinstädte und ländlichen Gebiete.

Überregional bedeutende Kunstausstellung

Die überregional bedeutende Kunstausstellung in den Schrannensälen in Würzburg wird beispielsweise unter dem Schlagwort „Kunstszene“ thematisiert. Aber auch die oft religiös beeinflussten Ausdrucksformen der durch Schrecknisse des Ersten Weltkriegs traumatisierten Künstler, wie es in dem Erinnerungsgemälde des Malers Anton Rausch in Fladungen und in den Kriegerdenkmälern von Heinz Schiestl in Gollhofen bei Uffenheim und im unterfränkischen Rieden sichtbar wird. Zudem wird in einem Vexierbild die traditionelle der „modern – angehauchten“ Darstellungsweise gegenübergestellt. In dieser Kunstausstellung zeigten auch Aschaffenburger Künstler wie Adalbert Hock, Maria von Fragstein-Niemsdorff und Max Nein ihre Werke.

Zeitgenössische Modenschau

Das Thema „Kleidung“ präsentiert eine kleine Modenschau im nachempfundenen Nürnberger Künstlerhaus auf einer Drehscheibe mit Reformkleidung der Nürnberger Werkstätte des Verbandes Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur und der Mode um 1920. Die Kleider sind alle aus Papier gefertigt. Entsprechend einer Ankündigung des Kaufhauses Wild im Weißenburger Tagblatt, dass die neuen Modelle in seinem Schaufenster in Papiernachbildungen zu besichtigen seien.

Wohnungs- und Lebensmittelnot

Die große Wohnungs- und Lebensmittelnot, die das Leben in den Städten bestimmte, wird ebenso in der Ausstellung thematisiert. Aus dieser Not heraus entstanden überall neue Siedlungen wie im Norden Nürnbergs das Siedlungswerk oder in Aschaffenburg die Obernauer Kolonie.

Keine Vollständigkeit angestrebt

Die Ausstellung, die auf keinem Gebiet Vollständigkeit anstrebt, gibt einen kleinen, ausgewählten Einblick in das kulturelle Leben in Franken, das trotz Not und Entbehrungen stattfand. Einen besonderen Glanzpunkt setzen dabei die bislang ältesten filmischen Aufnahmen von Aschaffenburg aus den 1920er Jahren des Kinobesitzers Fritz Rüth.

„Franken und Aschaffenburg um 1920“ ist eine Ausstellung des Frankenbundes e.V. in Kooperation mit dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg.

Eröffnung: Freitag, 1. Juli, 18:30 Uhr – nur mit Voranmeldung per Mail: stadtarchiv@aschaffenburg.de

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 11-16 Uhr
Samstag/Sonntag, 2./3. Juli und 6./7. August: 11-16 Uhr sowie im Rahmen der Museumsnacht (9. Juli)
Feiertags geschlossen

Stadt Aschaffenburg/Redaktion Bachgau.Social

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